Landestheater meets Klassenzimmer: PAUL* in der Aula
Das Landestheater Coburg hat in der Spielzeit 2021/2022 auch das Klassenzimmerstück Paul* von Eva Rottmann im Schauspielrepertoire. Bei einem Klassenzimmerstück wird Theater unmittelbar erlebbar. So freuten wir uns sehr, dass am 12. Mai Lean Fargel in der Rolle von Chris in unserer Aula spielte.
Bevor das Theaterstück anfing, wurden wir von der Theaterpädagogin Christin Schmidt gefragt, was wir über „gendern“ wissen und sie sammelte mit uns verschiedene Eindrücke bezüglich dieses Themas. Kurz darauf kam Chris in die Aula mit einer großen Tasche und einem Stativ. Im ersten Moment waren viele von uns sehr verwirrt, weil uns gesagt wurde, dass es ein Theaterstück sei, jedoch meinten sie, dass sie davon nichts wüssten und nur hier sind, weil Chris, der Schauspieler, eine Wette verloren hat. Weshalb er auch ein Stativ dabei hatte, um dies als Beweis zu dokumentieren. Er sollte in eine Schulklasse gehen und sich vor dieser als Frau kleiden. Durch regelmäßiges Einbeziehen der ganzen Schüler/innen, stand er letztendlich in einem Kleid, Absatzschuhen, lackierten Nägeln und einer Perücke vor uns. All dies wird leider oftmals von der Gesellschaft als ausschließlich weiblich angesehen und brachte einen guten Übergang zur Kernaussage der Vorführung hervor. Chris erzählte uns von Paula, seiner großen Liebe, die sich jedoch versucht hat umzubringen, mit der Begründung, dass sie nicht weiß, wer sie eigentlich ist. Er ging nicht näher auf ihre Aussage ein und erfuhr erst nach einiger Zeit, dass sich Paula nicht mit dem weiblichen Geschlecht identifiziert und nun Paul ist. Chris unterstützte die neue Version von Paula, da er sie liebte und wollte, dass sie sich wohlfühlt und endlich die Person sein kann, die sie tief in ihrem Inneren schon immer war. Jedoch blieb er still, als ein Freund von ihm eine Transgender-Person vor Paul verurteilte und sogar beleidigte. Resultierend daraus kam es zur Distanzierung zwischen Paul und Chris, weshalb er uns dann die wahre Veranlassung beichtete. Paul war Lehrer und hatte Bedenken bezüglich der Reaktion seiner Schüler/innen, wegen seiner „Geschlechtsumwandlung“. Er wollte Paul zeigen, dass er sich jetzt immer für ihn einsetzen wird. Letztendlich hat er sich Pauls Angst gestellt, um in geringem Ausmaß seine Situation nachempfinden zu können. Hierbei musste ich direkt an den Begriff Empathie denken, welcher uns hilft, die Gefühlslage anderer Menschen zu verstehen und infolgedessen auch die Entscheidungen bezüglich ihrer eigenen Identität zu respektieren. Zudem wurden uns auch einige Fragen hinsichtlich unserer Meinung gestellt. Diese waren teilweise sehr unterschiedlich und brachten mich sehr zum Nachdenken. Die Aussage, dass Menschen, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht nicht identifizieren können, die Minderheit sind und man in verschiedenen Bereichen eher die Mehrheit berücksichtigen sollte, blieb mir im Gedächtnis. Ich persönlich denke, dass immer die Möglichkeit besteht, alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts, Anzahl oder Ähnliches einzubeziehen. Denn indirekt sagen wir somit, dass die Mehrheit dadurch eine Priorität ist und meiner Meinung nach hat das Verhalten, welches ich meinem Gegenüber entgegenbringe, definitiv nichts mit dem Geschlecht zu tun. Solange es keiner weiteren Person schadet und dem Betroffenen dadurch ein Gefühl von Akzeptanz vermittelt, sollten wir versuchen dazu beizutragen, dieses Empfinden auf der Welt zu verbreiten. Wir alle haben unterschiedliche Denkweisen und nur weil man selbst eine Formulierung nicht als ausgrenzend empfindet, bedeutet das nicht, dass diese auf jeden unserer Mitmenschen zutrifft.