Besuch des deutsch-deutschen Museums Mödlareuth
Am 5. Juli besuchten die 9. Klassen unter der Leitung der Geschichtslehrkräfte StRin Hoepfel und StRin Hofmann das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth.
Die Amerikaner nannten das Dorf Mödlareuth "Little Berlin", das ebenso wie sein großer Bruder zum Symbol der deutschen Teilung wurde. In Mödlareuth gab es eine Mauer, aber keinen Checkpoint. Über 37 Jahre lang war es auf legale Weise nicht möglich, die Grenze zu überschreiten, um von dem einen in den anderen Ortsteil zu gelangen. Eine Grenze mitten durch ein kleines Dorf - die Ursachen liegen in Mödlareuth schon Jahrhunderte zurück. Im Jahre 1810 wurden entlang des Tannbaches neue Grenzsteine gesetzt. Die eingemeißelten Initialen "KB" (Königreich Bayern) auf der westlichen, "FR" (Fürstentum Reuß) auf der östlichen Seite dokumentieren noch heute die Zugehörigkeit Mödlareuths zu verschiedenen Landesherren. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ging der Westteil Mödlareuths in den neu gegründeten Freistaat Bayern, der Ostteil in das Land Thüringen über. Der Tannbach als Grenzverlauf blieb aber weiterhin bestehen, als reine Verwaltungsgrenze, die das Alltagsleben der Mödlareuther kaum beeinträchtigte. Wirtshaus und Schule befanden sich im thüringischen Teil Mödlareuths, zum Gottesdienst ging man gemeinsam ins benachbarte bayerische Töpen. Und gemeinsam zogen sie auch in den Krieg. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges folgte die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen. Entsprechend den "Londoner Protokollen" der Alliierten von 1944 verliefen die Demarkationslinien weitestgehend entlang der alten Landesgrenzen des Deutschen Reiches von 1937. Diese Festlegung der Demarkationslinien sollte für Mödlareuth von schwerwiegender Bedeutung werden, der Tannbach bildete im Bereich Mödlareuth nun die Demarkationslinie zwischen Mödlareuth-Ost in der sowjetischen und Mödlareuth-West in der amerikanischen Besatzungszone. Mit Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 gehörte nun der Ostteil Mödlareuths zum Territorium der DDR, der Westteil zu dem der Bundesrepublik. Damit waren beide Teile Mödlareuths nicht nur Bestandteil zweier verschiedener Staaten, sondern auch unterschiedlicher politischer, militärischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Systeme.
Zunächst war es mit Passierschein und "Kleinem Grenzschein" möglich, den Tannbach zu überqueren. Dies änderte sich 1952: Im Juni begann mit der Errichtung eines übermannshohen Bretterzaunes die totale Abgrenzung der beiden Ortsteile, Höhepunkt dessen war der Bau der 700 m langen und 3,30 m hohen Betonsperrmauer 1966.
Am 25. Mai 1973 ereignete sich in der Ortslage Mödlareuths die einzige geglückte Flucht über die Betonsperrmauer. Einem Kraftfahrer aus Göttengrün (Kreis Schleiz/Thüringen) gelang es, unter Ausnutzung seiner Ortskenntnisse und seines Passierscheines; ungehindert bis an die Betonmauer Mödlareuths heranzufahren und diese mit Hilfe einer selbst gebauten Eisenleiter zu überwinden, die er auf das Autodach stellte.
1989, das Jahr der "Wende", ging auch an Mödlareuth nicht spurlos vorüber: Doch während nach dem 9. November überall neue Grenzübergänge entstanden, konnte man in Mödlareuth zunächst nur über bestehende Grenzübergänge vom West- in den Ostteil bzw. umgekehrt gelangen. Ein direkter Grenzübertritt war nicht möglich, die Mauer blieb zunächst geschlossen. Am Abend des 5. Dezember 1989 fand auf der thüringischen Seite Mödlareuths eine Dorfversammlung über die veränderte Situation nach der Grenzöffnung am 9. November statt. Die Bewohner des bayerischen Ortsteils trafen sich an der Grenze, entzündeten Kerzen und Fackeln und skandierten den Ruf: "Die Mauer muss weg". Die thüringischen Mödlareuther verstanden dieses Signal, begaben sich ihrerseits in Richtung Mauer und stimmten in diesen Ruf ein. Drei Tage später begannen Pioniere der DDR-Grenztruppen, eine ca. 5m breite Öffnung in die Mauer zu schlagen. Einige thüringische Mödlareuther nutzten die Brotzeitpause und schlüpften durch die neu entstandene Schneise. Es folgten stürmische Begrüßungsszenen mit den bayerischen Mödlareuthern. Am 9. Dezember 1989, genau einen Monat nach dem Fall der Mauer in Berlin, wurde der Grenzübergang in Mödlareuth eröffnet. Beide Bürgermeister durchschritten als erste das geöffnete Tor in der Mauer. Über tausend Menschen aus Bayern, Sachsen und Thüringen folgten diesem Beispiel, nach 37 Jahren trennten Mauer und Stacheldraht nicht mehr. Volksfestartige Stimmung und ausgelassenes Feiern bei Bier, Glühwein, Sekt und thüringischen Bratwürsten prägten jenen Tag in Mödlareuth bis in die Nachtstunden hinein. Erst ein halbes Jahr später, am 17. Juni 1990, wurde die Betonsperrmauer in der Ortsmitte Mödlareuths zu einem Großteil abgetragen.
Mit dem Fall der Mauer entstand die Idee, ein Museum zur Geschichte der deutschen Teilung in dem als "Little Berlin" bekannt gewordenen Ort zu errichten. Zielsetzung des Museums Mödlareuth ist die Darstellung der Geschichte der deutschen Teilung in ihrer Gesamtheit. Nicht nur Mauer und Stacheldraht, sondern auch die politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und alltagsgeschichtlichen Aspekte dieser Teilung werden thematisiert und neben allgemeinen Einführungen, wenn möglich exemplarisch, anhand regionaler und lokaler Beispiele erläutert. Das Dorf Mödlareuth stellt heute noch ein "Kuriosum" dar - die eine Hälfte bayerisch, die andere thüringisch. Der Tannbach bildet die Landesgrenze zwischen den beiden Freistaaten Bayern und Thüringen. Unterschiedliche Fahrzeugkennzeichen, Postleitzahlen und Telefonvorwahlen sind äußere Zeichen dieser Verwaltungsgrenze. Zwei Bürgermeister kümmern sich um das Wohl der 50 Einwohner, doch heute gestaltet man den Alltag wieder gemeinsam, feiert zusammen die Feste.
An diesem für die Geschichte der deutschen Teilung bedeutsamen historischen Ort sind Teile der 700m langen Betonsperrmauer, des Metallgitterzaunes sowie der Beobachtungsturm im Original erhalten geblieben. Nach der Besichtigung des Freigeländes und des Museums im Rahmen einer sehr informativen Führung traten die 9. Klassen wieder die Heimreise an.
Klassen 9a und 9b